Wertpapiere sind gefragter denn je, doch der Notgroschen ohne zeitliche Bindung ebenso.
Die Provisionseinnahmen der Banken aus dem Wertpapiergeschäft steigen. Haben die Österreicher eine Wende vom Kopfpolster-Sparer zum Aktienbesitzer vollzogen? “Ja und nein”, sagte Heinrich Schaller, Generaldirektor der Raiffeisen-Landesbank OÖ. Die Menschen bringen mehr Geld als üblich zum Sparen auf die Bank, veranlagen jedoch kurzfristiger bis zu maximal einem Jahr. Gut sei, “dass die Leute inzwischen sehr genau unterscheiden zwischen Notgroschen und längerfristigem Investment. Wir beraten verstärkt in Richtung Wertpapiere und Fonds und haben da heuer einen Zuwachs von 830 Millionen Euro erzielt”. Bei Fonds könne man das Risiko sehr breit streuen und auch gemäß nachhaltiger Kriterien investieren. Er sieht die Erholung der Aktienmärkte in Europa zuversichtlicher als andere, vor einer Euphorie bei Pharma-Aktien warnt Schaller jedoch.
Viel Geld wurde europaweit bereits in die Wirtschaft gepumpt, um die negativen Pandemie-Effekte abzufedern. Gottfried Haber, Vize-Gouverneur der Nationalbank, erklärte, warum trotzdem keine Inflationsgefahr herrsche, ja nicht einmal das Inflationsziel der EU von zwei Prozent erreicht werde. Ein Paradoxon? Haber: “Unabhängig von der Pandemie hatten wir in den vergangenen Jahren Niedrigstzinsen und wenig Inflation. Die aktuellen Konjunktureinbrüche wirken weiter dämpfend auf die Inflation. Die EZB und die Banken haben die Realwirtschaft ausreichend mit liquiden Mitteln versorgt. Das ist der Nährboden, wie die Realwirtschaft gut durch die Krise kommen kann.”
In unsicheren Zeiten ist die Anlage in Immobilien besonders attraktiv. Der Oberösterreicher Dietmar Reindl, Vorstandsmitglied der börsenotierten Immofinanz, wies auf die Vorteile von Immo-Aktien gegenüber dem direkten Investment in ein Gebäude oder eine Wohnung hin: “Prinzipiell hat man als Anleger bei Immo-Aktien einen deutlich geringeren Kapitalbedarf und kann früher ins Investment einsteigen. Auch mit etwas weniger Immobilien-Know-How kann man das Risiko besser stabilisieren. Die Aktie muss ich nicht instand halten und sanieren.”